Dieses Buch untersucht die Frage, ob und wie sich Hadithberlieferung und Konfessionalitt in der sunnitischen und der zwlferschiitischen Hadithwissenschaft gegenseitig beeinflusst haben. Dieser Frage wird auf deskriptive und komparative Weise anhand der beiden Hadithsammlungen al-Ǧāmiʿ aṣ-ṣaḥīḥ von al-Buḫārī (gest. 256/870) und al-Kāfī von al-Kulaynī (gest. 329/941) nachgegangen. Es wird untersucht, ob die konfessionellen berzeugungen der beiden Gelehrten ma gebliche Faktoren fr ihre berprfung und Sammlung von Hadithen darstellten. Darber hinaus setzt sich das Werk mit der wechselseitigen Kritik sunnitischer und zwlferschiitischer Gelehrter an der jeweiligen Sammlung und ihrem Autor auseinander. Welche Rolle spielte also die Konfession bei der Rezeption der beiden Sammlungen (bis heute)?
Ein zentraler Unterschied zwischen beiden konfessionellen Prgungen liegt in der Hadithberlieferung: Wer gilt jeweils als legitimer Zeuge der prophetischen Verkndigung? Wer bildet die Schnittstelle zwischen dem Propheten (also der Epoche der Offenbarung) und der gesamten muslimischen Gemeinde nach ihm? Die unterschiedlichen Antworten auf diese Frage bestimmen die jeweiligen Entwicklungen der Hadithberlieferung und damit auch der jeweiligen Theologien. Wie das Werk zeigt, spiegeln die Konzepte ʿadāla (Integritt der Prophetengefhrten) und ʿiṣma (Unfehlbarkeit der Imame) verschiedene Prophetologien wider und bringen eigene Auffassungen von berlieferung und ihrer theologischen Bedeutung hervor. Das vorliegende Buch ist ein wichtiger und wertvoller Beitrag zur islamisch-komparativen Forschung, insbesondere zur Weiterentwicklung der Konzepte und Anstze der vergleichenden Hadithforschung.