Diese Nacht hat Michaela L. wieder nicht geschlafen. Die Jalousien bleiben halb heruntergelassen, sie sitzt auf dem Sofa, vor ihr liegen die Kinderfotos ihres jüngsten Sohns, Marcel, auf dem Schaukelpferd, Marcel in Windeln, Marcel selig schlafend. „Er war ein ganz normales Kind“, flüstert die 44-Jährige. Vorsichtig streicht sie mit dem Zeigefinger über die Bilder. So, als würde sie nicht wissen, ob sie eins der Fotos berühren will.
Gestern hat sie sich wieder einmal gezwungen, einen dieser Artikel zu lesen. Über ihren Sohn, über seine Taten. „Marcel H., der Kindermörder aus Herne“, so wird er jetzt genannt. Wieder hat sie diese Fratze gesehen, dieses hämische Grinsen, „ekelhaft“, sagt sie. Das da sei nicht ihr Sohn, hatte sie gedacht, als sie das Bild zum ersten Mal sah. Dann kam diese Übelkeit, die…
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stern (Digital) - 1 Issue, 37/2017