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Liebe Leserin, lieber Leser, der Mensch war schon immer ein einfallsreiches Wesen. Schon in ganz früher Zeit – lange vor dem Homo sapiens – suchten unsere Vorfahren nach Möglichkeiten, Wildpferde zu jagen und sich Säbelzahntiger vom Leib zu halten. Wo sich heute das östliche Niedersachsen erstreckt, schnitzten Jäger der Art Homo heidelbergensis Speere mit verblüffend guten Flugeigenschaften. Das war vor 300000 Jahren (Seite 42). Diese Erfindung ist ein erster Meilenstein in der Entwicklung der Menschheit, die letztlich zu unserer heutigen Zivilisation führte. In diesem Heft stellen wir Ihnen zwei Dutzend weitere Eingebungen vor, die uns zu dem machten, was wir heute sind. Sie alle sind Gegenstand aktueller Forschung in so unterschiedlichen Gebieten wie der Archäologie, der Soziologie und Psychologie, der Assyrologie wie auch der Medizingeschichte. Nicht alle Schritte hin zur modernen Gesellschaft…

Liebe Leserin, lieber Leser, der Mensch war schon immer ein einfallsreiches Wesen. Schon in ganz früher Zeit – lange vor dem Homo sapiens – suchten unsere Vorfahren nach Möglichkeiten, Wildpferde zu jagen und sich Säbelzahntiger vom Leib zu halten. Wo sich heute das östliche Niedersachsen erstreckt, schnitzten Jäger der Art Homo heidelbergensis Speere mit verblüffend guten Flugeigenschaften. Das war vor 300000 Jahren (Seite 42). Diese Erfindung ist ein erster Meilenstein in der Entwicklung der Menschheit, die letztlich zu unserer heutigen Zivilisation führte. In diesem Heft stellen wir Ihnen zwei Dutzend weitere Eingebungen vor, die uns zu dem machten, was wir heute sind. Sie alle sind Gegenstand aktueller Forschung in so unterschiedlichen Gebieten wie der Archäologie, der Soziologie und Psychologie, der Assyrologie wie auch der Medizingeschichte. Nicht alle Schritte hin zur…

Der lange Weg zur Hochkultur

WERKZEUGE und Alltagsgegenstände künden vom Fortschritt unserer Ahnen – und davon, wie sie sich über die Jahrtausende hinweg kulturell und technisch weiterentwickelten. Diese bei Brachwitz in Sachsen-Anhalt gefundene, rund 5000 Jahre alte Kupferaxt etwa zeugt von einem gewaltigen Umbruch. Hatten die Menschen zuvor jahrtausendelang scharfkantige Instrumente wie Messer oder Beilklingen allein aus Stein gefertigt, lernten sie nun, Metall zu verarbeiten. Der Werkstoff führte sie in ein neues Zeitalter: die Bronzezeit. Er ermöglichte es ihnen, im Laufe der Zeit immer bessere Werkzeuge zu erfinden – und diente auch als Material für todbringende Waffen (siehe »Als der Krieg kam«, Seite 118). FIGÜRLICHE KUNST, 38 000 V. CHR. Symbol einer neuen Ära Der Kopf ist gesenkt, der Körper muskulös. Erst auf den zweiten Blick ist der mutmaßliche Löwe zu erkennen, den frühe Künstlerinnen oder Künstler vor…

Der lange Weg zur Hochkultur

Der lange Weg zur Hochkultur

WERKZEUGE und Alltagsgegenstände künden vom Fortschritt unserer Ahnen – und davon, wie sie sich über die Jahrtausende hinweg kulturell und technisch weiterentwickelten. Diese bei Brachwitz in Sachsen-Anhalt gefundene, rund 5000 Jahre alte Kupferaxt etwa zeugt von einem gewaltigen Umbruch. Hatten die Menschen zuvor jahrtausendelang scharfkantige Instrumente wie Messer oder Beilklingen allein aus Stein gefertigt, lernten sie nun, Metall zu verarbeiten. Der Werkstoff führte sie in ein neues Zeitalter: die Bronzezeit. Er ermöglichte es ihnen, im Laufe der Zeit immer bessere Werkzeuge zu erfinden – und diente auch als Material für todbringende Waffen (siehe »Als der Krieg kam«, Seite 118). FIGÜRLICHE KUNST, 38 000 V. CHR. Symbol einer neuen Ära Der Kopf ist gesenkt, der Körper muskulös. Erst auf den zweiten Blick ist der mutmaßliche Löwe zu erkennen, den frühe Künstlerinnen…

Der lange Weg zur Hochkultur

Der Siegeszug des modernen Menschen

Vor rund 2,6 Millionen Jahren: Auf unserem Planeten wird es zunehmend ungemütlich. Das feucht-milde Klima weicht trockeneren und kühleren Perioden. Es sind die ersten Anzeichen des heraufziehenden Eiszeitalters, das in den nächsten Jahrmillionen für kältere, aber auch extrem schwankende Klimaverhältnisse auf der gesamten Erde sorgen wird. Für Ost- und Südafrika bedeutet das: Die geschlossenen Regenwaldflächen schrumpfen und werden voneinander isoliert. Dazwischen breiten sich Savannen und weite, offene Graslandschaften aus, auf denen harte Gräser gedeihen, Pflanzen ihre Blätter mit zäher Haut schützen und die Samen in dicken Schalen einkapseln. Antilopen etwa passen sich an, indem sie widerstandsfähige Zähne entwickeln, um die trockene Vegetation abzugrasen. Auch andere Wesen müssen mit den Veränderungen fertigwerden: die Vormenschen. Am Anfang dieses Klimawandels leben in Afrika mehrere Arten der Gattung Australopithecus. Diese Mischwesen zwischen Affe und…

Der

Siegeszug

des

modernen
Menschen

Der Siegeszug des modernen Menschen

Vor rund 2,6 Millionen Jahren: Auf unserem Planeten wird es zunehmend ungemütlich. Das feucht-milde Klima weicht trockeneren und kühleren Perioden. Es sind die ersten Anzeichen des heraufziehenden Eiszeitalters, das in den nächsten Jahrmillionen für kältere, aber auch extrem schwankende Klimaverhältnisse auf der gesamten Erde sorgen wird. Für Ost- und Südafrika bedeutet das: Die geschlossenen Regenwaldflächen schrumpfen und werden voneinander isoliert. Dazwischen breiten sich Savannen und weite, offene Graslandschaften aus, auf denen harte Gräser gedeihen, Pflanzen ihre Blätter mit zäher Haut schützen und die Samen in dicken Schalen einkapseln. Antilopen etwa passen sich an, indem sie widerstandsfähige Zähne entwickeln, um die trockene Vegetation abzugrasen. Auch andere Wesen müssen mit den Veränderungen fertigwerden: die Vormenschen. Am Anfang dieses Klimawandels leben in Afrika mehrere Arten der Gattung Australopithecus. Diese Mischwesen zwischen Affe und Mensch können zwar…

Der Siegeszug des modernen Menschen

Die Wege der Menschheit

Weiter nach Amerika Durch das heutige Alaska und den Nordwesten Kanadas erschloss sich der moderne Mensch den amerikanischen Doppelkontinent. Seine ältesten Spuren sind etwa 24 000 Jahre alt und stammen aus dem Yukon-Territorium sowie aus Brasilien, wobei die dortigen Datierungen umstritten sind. In Monte Verde in Chile fanden Archäologen 18 000 Jahre altes Material von Steinwerkzeugen, die wohl im Sommer von mobilen Gruppen benutzt wurden…

Die Wege der Menschheit

Im Takt der Uhr

Der Kirchenlehrer steht vor einem Mysterium. Um 400 n. Chr. fragt sich Augustinus von Hippo: „Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich’s; will ich’s aber einem Fragenden erklären, weiß ich’s nicht.“ Der kluge römische Kirchenlehrer ist längst nicht der Einzige, den das Phänomen rätseln lässt. Es beschäftigt Menschen seit Jahrtausenden. Der Versuch, Zeit einzuteilen und zu messen, ist so alt wie die Zivilisation selbst. Und die immer genauere Zeiterfassung – Tagesabschnitte, Stunden, Minuten, Sekunden – hat eine völlig neue Form gesellschaftlichen Zusammenlebens hervorgebracht. Die ersten Taktgeber sind Sonne und Mond. Sie bestimmen die Existenz der Tiere und Pflanzen – und das Leben der Ackerbauern in Mesopotamien, wo im Land Sumer vor gut 5000 Jahren die erste Hochkultur der Welt entsteht. Für die Menschen schreitet Zeit aber noch…

Im Takt der Uhr

Im Takt der Uhr

Der Kirchenlehrer steht vor einem Mysterium. Um 400 n. Chr. fragt sich Augustinus von Hippo: „Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich’s; will ich’s aber einem Fragenden erklären, weiß ich’s nicht.“ Der kluge römische Kirchenlehrer ist längst nicht der Einzige, den das Phänomen rätseln lässt. Es beschäftigt Menschen seit Jahrtausenden. Der Versuch, Zeit einzuteilen und zu messen, ist so alt wie die Zivilisation selbst. Und die immer genauere Zeiterfassung – Tagesabschnitte, Stunden, Minuten, Sekunden – hat eine völlig neue Form gesellschaftlichen Zusammenlebens hervorgebracht. Die ersten Taktgeber sind Sonne und Mond. Sie bestimmen die Existenz der Tiere und Pflanzen – und das Leben der Ackerbauern in Mesopotamien, wo im Land Sumer vor gut 5000 Jahren die erste Hochkultur der Welt entsteht. Für die Menschen schreitet Zeit…

Im
Takt
der
Uhr

Hochpräzise Taktgeber

Atomuhren wie die Ytterbium-Einzelionenuhr sollen in zehn Milliarden Jahren um maximal eine Sekunde irren. Verifikationsredakteurin Regina Franke, die für GEOkompakt die Fakten in diesem Artikel überprüft hat, fragte sich: Brauchen wir solch extreme Präzision überhaupt? Ihre Antwort: unbedingt. Nicht nur basiert die Koordinierte Weltzeit UTC auf weltweit betriebenen Atomuhren. Auch unser unmittelbarer Alltag geriete ohne sie ins Trudeln. GPS-Systeme etwa wären nutzlos, weil eine Position bestimmt wird, indem Atomuhren die Signallaufzeit zwischen dem Empfänger – wie im Auto – und den GPS-Satelliten exakt messen. Ein Abweichen von nur einer Millionstel Sekunde könnte dazu führen, dass die Position des Empfängers um 300 Meter falsch läge. Darum sind die hypergenauen Zeitmesser auch in den Flugkörpern unverzichtbar.…

Hochpräzise Taktgeber

Atomuhren wie die Ytterbium-Einzelionenuhr sollen in zehn Milliarden Jahren um maximal eine Sekunde irren. Verifikationsredakteurin Regina Franke, die für GEOkompakt die Fakten in diesem Artikel überprüft hat, fragte sich: Brauchen wir solch extreme Präzision überhaupt? Ihre Antwort: unbedingt. Nicht nur basiert die Koordinierte Weltzeit UTC auf weltweit betriebenen Atomuhren. Auch unser unmittelbarer Alltag geriete ohne sie ins Trudeln. GPS-Systeme etwa wären nutzlos, weil eine Position bestimmt wird, indem Atomuhren die Signallaufzeit zwischen dem Empfänger – wie im Auto – und den GPS-Satelliten exakt messen. Ein Abweichen von nur einer Millionstel Sekunde könnte dazu führen, dass die Position des Empfängers um 300 Meter falsch läge. Darum sind die hypergenauen Zeitmesser auch in den Flugkörpern unverzichtbar.…

Über die Liebe

Die Liebe – längst ist sie erklärt, spätestens seit 380 v. Chr. Da verfasste Platon seine Schrift „Symposion“, in der er von einem massiven Trinkgelage hochgestellter Männer berichtet. Einer von ihnen ist Aristophanes, ein Bestsellerautor der damaligen Zeit. Ziemlich betrunken erzählt der schließlich diese Geschichte: Am Beginn der Zeit habe es Männliches und Weibliches gegeben, klar. Aber auch noch ein drittes Geschlecht, die Kugelmenschen. Vier Arme und Beine, zwei Köpfe – und auch zwei Geschlechtsorgane. Glücklich rollten diese wundersamen Wesen über die Erde. Irgendwann aber wurde der Frohsinn dem Götterchef Zeus zu viel. Er ließ die Glückskugeln in zwei Stücke schneiden: ein männliches, ein weibliches. So entstanden die Menschen, die sich fortan, verzweifelt ob ihrer Unvollständigkeit, auf die Suche nach einer anderen Hälfte begaben. Die konnte durchaus gleichen Geschlechts sein, die…

Über die Liebe

Die Liebe – längst ist sie erklärt, spätestens seit 380 v. Chr. Da verfasste Platon seine Schrift „Symposion“, in der er von einem massiven Trinkgelage hochgestellter Männer berichtet. Einer von ihnen ist Aristophanes, ein Bestsellerautor der damaligen Zeit. Ziemlich betrunken erzählt der schließlich diese Geschichte: Am Beginn der Zeit habe es Männliches und Weibliches gegeben, klar. Aber auch noch ein drittes Geschlecht, die Kugelmenschen. Vier Arme und Beine, zwei Köpfe – und auch zwei Geschlechtsorgane. Glücklich rollten diese wundersamen Wesen über die Erde. Irgendwann aber wurde der Frohsinn dem Götterchef Zeus zu viel. Er ließ die Glückskugeln in zwei Stücke schneiden: ein männliches, ein weibliches. So entstanden die Menschen, die sich fortan, verzweifelt ob ihrer Unvollständigkeit, auf die Suche nach einer anderen Hälfte begaben. Die konnte durchaus gleichen Geschlechts sein,…

Über

die

Liebe

Vom Gejagten zum Jäger

Nelly starb an Altersschwäche. Da war sie ungefähr 50 Jahre alt. Wahrscheinlich zog die Elefantenkuh sich ans Ufer eines Sees zurück, wie es viele ihrer Artgenossen machen, wenn ihr Ende naht. Dort fand sie genug zu trinken, und vielleicht kühlte das seichte Wasser auch ihren fast sieben Tonnen schweren Körper. Irgendwann wird Nelly sich zum letzten Mal hingelegt haben, zu schwach, um sich noch länger auf den stämmigen Beinen zu halten. Das einst mächtige Tier ist nach dem Grabungsarbeiter Neil Haycock benannt, der das Skelett der Elefantin im September 2017 nahe der Kleinstadt Schöningen im östlichen Niedersachsen entdeckte – rund 300 000 Jahre nach Nellys Tod. Ihre Knochen waren fast vollständig erhalten, und auch die 2,3 Meter langen Stoßzähne. Die Forscherinnen und Forscher des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege und des…

Vom Gejagten

zum Jäger

Vom Gejagten zum Jäger

Nelly starb an Altersschwäche. Da war sie ungefähr 50 Jahre alt. Wahrscheinlich zog die Elefantenkuh sich ans Ufer eines Sees zurück, wie es viele ihrer Artgenossen machen, wenn ihr Ende naht. Dort fand sie genug zu trinken, und vielleicht kühlte das seichte Wasser auch ihren fast sieben Tonnen schweren Körper. Irgendwann wird Nelly sich zum letzten Mal hingelegt haben, zu schwach, um sich noch länger auf den stämmigen Beinen zu halten. Das einst mächtige Tier ist nach dem Grabungsarbeiter Neil Haycock benannt, der das Skelett der Elefantin im September 2017 nahe der Kleinstadt Schöningen im östlichen Niedersachsen entdeckte – rund 300 000 Jahre nach Nellys Tod. Ihre Knochen waren fast vollständig erhalten, und auch die 2,3 Meter langen Stoßzähne. Die Forscherinnen und Forscher des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege und des Senckenberg Zentrums…

Vom Gejagten zum Jäger

Aus Jägern werden Bauern

Diese Pflanze ist ein Fehler der Natur: Ihre Samen fallen nicht zu Boden, selbst wenn der Wind über das Land fegt – und so kann sie sich nicht fortpflanzen. Ebenjenes Manko will sich der Mensch zunutze machen. Vermutlich wohnt er in einer nahen Siedlung. Denn vor einiger Zeit haben die Bewohner dieser Region begonnen, sich an Wasserstellen und anderen für die Menschen günstig gelegenen Orten dauerhaft niederzulassen. Sie ziehen nicht mehr umher wie ihre Vorfahren. Wahrscheinlich haben sie ein üppiges Angebot an Wildgräsern als Nahrung gefunden, auch ohne selbst zu säen. Doch noch immer ist es mühsam, die aus den Ähren gefallenen Körner einzeln aufzuklauben. Noch keiner hat versucht, was ein sesshafter Sammler nun plant. Sein Vorhaben muss seinen Instinkten widersprechen: kostbare Nahrung einfach wegzuwerfen. Doch er überwindet alle Zweifel…

Aus Jägern werden Bauern

Aus Jägern werden Bauern

Diese Pflanze ist ein Fehler der Natur: Ihre Samen fallen nicht zu Boden, selbst wenn der Wind über das Land fegt – und so kann sie sich nicht fortpflanzen. Ebenjenes Manko will sich der Mensch zunutze machen. Vermutlich wohnt er in einer nahen Siedlung. Denn vor einiger Zeit haben die Bewohner dieser Region begonnen, sich an Wasserstellen und anderen für die Menschen günstig gelegenen Orten dauerhaft niederzulassen. Sie ziehen nicht mehr umher wie ihre Vorfahren. Wahrscheinlich haben sie ein üppiges Angebot an Wildgräsern als Nahrung gefunden, auch ohne selbst zu säen. Doch noch immer ist es mühsam, die aus den Ähren gefallenen Körner einzeln aufzuklauben. Noch keiner hat versucht, was ein sesshafter Sammler nun plant. Sein Vorhaben muss seinen Instinkten widersprechen: kostbare Nahrung einfach wegzuwerfen. Doch er überwindet alle Zweifel und pflanzt…

Aus Jägern werden Bauern

Was die Sterne sagen

Wer in die Höhle von Lascaux im französischen Departement Dordogne hinabsteigt, dem stockt der Atem: Er steht inmitten der Großtierwelt der Eiszeit. Dicht gedrängt, oft einander überlappend, ziehen Stiere, Wildpferde, Hirsche über Wände und Decke einer mächtigen Rotunde. Beginnend vor rund 21 000 Jahren haben Jäger und Sammler ihre Mitkreaturen in leuchtendem Rot, Ocker, Schwarz auf die kalkigen Flächen gemalt. Ungeheuer plastisch wirken die Tiere, in flackerndem Licht scheinen sie sich zu bewegen, zu galoppieren. So eindrücklich haben die Künstlerinnen und Künstler der Eiszeit gearbeitet, dass Prähistoriker die Höhle „eine Sixtinische Kapelle der Frühzeit“ nannten. Rechter Hand blickt das größte Tier von Lascaux von der Decke: ein gewaltiger Auerochse, 5,5 Meter lang vom Schwanz bis zu den Hörnern. Über seinem Rücken sind sechs schwarze Tupfen gruppiert, in seinem Gesicht rund…

Was die
Sterne
sagen

Was die Sterne sagen

Wer in die Höhle von Lascaux im französischen Departement Dordogne hinabsteigt, dem stockt der Atem: Er steht inmitten der Großtierwelt der Eiszeit. Dicht gedrängt, oft einander überlappend, ziehen Stiere, Wildpferde, Hirsche über Wände und Decke einer mächtigen Rotunde. Beginnend vor rund 21 000 Jahren haben Jäger und Sammler ihre Mitkreaturen in leuchtendem Rot, Ocker, Schwarz auf die kalkigen Flächen gemalt. Ungeheuer plastisch wirken die Tiere, in flackerndem Licht scheinen sie sich zu bewegen, zu galoppieren. So eindrücklich haben die Künstlerinnen und Künstler der Eiszeit gearbeitet, dass Prähistoriker die Höhle „eine Sixtinische Kapelle der Frühzeit“ nannten. Rechter Hand blickt das größte Tier von Lascaux von der Decke: ein gewaltiger Auerochse, 5,5 Meter lang vom Schwanz bis zu den Hörnern. Über seinem Rücken sind sechs schwarze Tupfen gruppiert, in seinem Gesicht rund um…

Was die Sterne sagen

DAS GEHEIMNIS VON STONEHENGE

Grad um Grad erhebt sich langsam der Koloss. Hände greifen an grobe Seile, Muskeln spannen sich. Der steinerne Riese ist 600-mal so schwer wie jeder der Arbeiter, die ihn bewegen. Ein Ungetüm aus gut 40 Tonnen härtestem Sandstein, der einst von Gletschern in diese Region geschleift wurde. An ihm stehen an diesem Spätherbsttag um das Jahr 2500 v. Chr. einige Dutzend schwitzende Männer. Nur wenige Hilfsmittel haben sie für ihre Arbeit: Holz, Taue aus Pflanzenfasern und Ästen, Steine. Doch die von ihnen ersonnene Konstruktion ist klug. Um den etwa elf Meter langen Riesenquader aufzurichten, haben sie ihn mit den Tauen, die über ein mächtiges Holzgestänge laufen, auf eine hölzerne Rampe gezogen, bis sein vorderes Ende frei über deren Kante ragte – direkt über dem frisch ausgehobenen Loch, in das der Stein…

DAS GEHEIMNIS VON STONEHENGE

DAS GEHEIMNIS VON STONEHENGE

Grad um Grad erhebt sich langsam der Koloss. Hände greifen an grobe Seile, Muskeln spannen sich. Der steinerne Riese ist 600-mal so schwer wie jeder der Arbeiter, die ihn bewegen. Ein Ungetüm aus gut 40 Tonnen härtestem Sandstein, der einst von Gletschern in diese Region geschleift wurde. An ihm stehen an diesem Spätherbsttag um das Jahr 2500 v. Chr. einige Dutzend schwitzende Männer. Nur wenige Hilfsmittel haben sie für ihre Arbeit: Holz, Taue aus Pflanzenfasern und Ästen, Steine. Doch die von ihnen ersonnene Konstruktion ist klug. Um den etwa elf Meter langen Riesenquader aufzurichten, haben sie ihn mit den Tauen, die über ein mächtiges Holzgestänge laufen, auf eine hölzerne Rampe gezogen, bis sein vorderes Ende frei über deren Kante ragte – direkt über dem frisch ausgehobenen Loch, in das der…

DAS
GEHEIMNIS
VON

STONEHENGE

Eine Frage der Achtung

Rund 5,32 Millionen Straftaten hat die deutsche Polizei im Jahr 2020 verzeichnet. Kriminelle brachen dieser Statistik zufolge mindestens 75000-mal in Wohnungen ein, stahlen 23 000 Autos und 261 000 Fahrräder. Dazu kamen 130 000 gefährliche Körperverletzungen. Fast 10 000 Menschen wurden Opfer einer (angezeigten) Vergewaltigung oder von sexueller Nötigung, 2400 kamen durch Mord und Totschlag ums Leben. Und dann ist da noch eine weitere Statistik: die der Aufklärungsquote. Während die Polizei fast alle Mörderinnen und Mörder dingfest machen konnte, wurde nicht einmal jeder zehnte Fahrraddieb ermittelt, blieben mehr als 80 Prozent der Wohnungseinbrecher unbehelligt, rund zwei Drittel der Auto- und nahezu alle Taschendiebe. Mit anderen Worten: Wer das Gesetz bricht, riskiert offenbar nur wenig. Und dennoch hält sich die überwältigende Mehrheit der Deutschen ans Recht. Sicherlich: Die Furcht vor Strafe,…

Eine Frage der Achtung

Eine Frage der Achtung

Rund 5,32 Millionen Straftaten hat die deutsche Polizei im Jahr 2020 verzeichnet. Kriminelle brachen dieser Statistik zufolge mindestens 75000-mal in Wohnungen ein, stahlen 23 000 Autos und 261 000 Fahrräder. Dazu kamen 130 000 gefährliche Körperverletzungen. Fast 10 000 Menschen wurden Opfer einer (angezeigten) Vergewaltigung oder von sexueller Nötigung, 2400 kamen durch Mord und Totschlag ums Leben. Und dann ist da noch eine weitere Statistik: die der Aufklärungsquote. Während die Polizei fast alle Mörderinnen und Mörder dingfest machen konnte, wurde nicht einmal jeder zehnte Fahrraddieb ermittelt, blieben mehr als 80 Prozent der Wohnungseinbrecher unbehelligt, rund zwei Drittel der Auto- und nahezu alle Taschendiebe. Mit anderen Worten: Wer das Gesetz bricht, riskiert offenbar nur wenig. Und dennoch hält sich die überwältigende Mehrheit der Deutschen ans Recht. Sicherlich: Die Furcht vor Strafe, die Scham, entdeckt…

Eine Frage der Achtung

»Götter gaben den Menschen einen moralischen Kompass«

GEOkompakt: Wann begannen die Menschen, an übernatürliche Kräfte zu glauben, die ihr Leben bestimmen? Ara Norenzayan: Schwer zu sagen, denn der Glaube hinterlässt ja nicht so eindeutige archäologische Spuren wie vorzeitliche Siedlungen. Wir wissen aber, dass die frühen Religionen wohl animistisch waren: Die Menschen schrieben Phänomenen der Natur eine bestimmte Energie zu. Ein Berg oder ein Baum hatten eine gewisse Kraft. Diese Art Naturauffassung sehen wir auch heute noch in Gesellschaften von Jägern und Sammlern. Der Glaube beruhte also auf Naturerfahrung? Über Abertausende Jahre erlebten die Menschen die Natur als voller Macht und Geheimnisse. Sie versuchten, die Natur zu respektieren und mit Angst und Unsicherheiten umzugehen. Heute leben wir in einer entzauberten Welt. Die Natur ist etwas, das wir kontrollieren und verstehen, das wir für unsere eigenen Zwecke gestalten und…

»Götter gaben den Menschen einen
moralischen Kompass«

»Götter gaben den Menschen einen moralischen Kompass«

GEOkompakt: Wann begannen die Menschen, an übernatürliche Kräfte zu glauben, die ihr Leben bestimmen? Ara Norenzayan: Schwer zu sagen, denn der Glaube hinterlässt ja nicht so eindeutige archäologische Spuren wie vorzeitliche Siedlungen. Wir wissen aber, dass die frühen Religionen wohl animistisch waren: Die Menschen schrieben Phänomenen der Natur eine bestimmte Energie zu. Ein Berg oder ein Baum hatten eine gewisse Kraft. Diese Art Naturauffassung sehen wir auch heute noch in Gesellschaften von Jägern und Sammlern. Der Glaube beruhte also auf Naturerfahrung? Über Abertausende Jahre erlebten die Menschen die Natur als voller Macht und Geheimnisse. Sie versuchten, die Natur zu respektieren und mit Angst und Unsicherheiten umzugehen. Heute leben wir in einer entzauberten Welt. Die Natur ist etwas, das wir kontrollieren und verstehen, das wir für unsere eigenen Zwecke gestalten und verändern. Das war…

»Götter gaben den Menschen einen moralischen Kompass«

Die Geburt der Stadt

Was wird ein fremder Händler empfunden haben, der um 3300 v. Chr. zum ersten Mal eines der Stadttore von Uruk passierte? Verwundert blickte er wahrscheinlich auf die vielen Menschen, die an den ockergelben Lehmhäusern entlangeilten – dicht an dicht säumten die Gebäude die Straßen. Arbeiter trieben Esel an, beladen mit Säcken voller Gerste. Kaufleute boten wertvollen Schmuck aus Bronze feil, und Schreiber drückten rätselhafte Zeichen in Tontafeln. Der Reisende wird über die Prachtbauten gestaunt haben, deren Netz- und Rautenmuster in der hellen Sonne leuchteten. So etwas hatte er noch nie gesehen. Während die Menschen in Europa noch verstreut in Weilern lebten, begann im Land Sumer zwischen Euphrat und Tigris im 4. Jahrtausend v. Chr. das Zeitalter der Stadtstaaten. Schon zuvor waren große Siedlungen mit mehreren Tausend Frauen und Männern entstanden,…

Die Geburt der Stadt

Die Geburt der Stadt

Was wird ein fremder Händler empfunden haben, der um 3300 v. Chr. zum ersten Mal eines der Stadttore von Uruk passierte? Verwundert blickte er wahrscheinlich auf die vielen Menschen, die an den ockergelben Lehmhäusern entlangeilten – dicht an dicht säumten die Gebäude die Straßen. Arbeiter trieben Esel an, beladen mit Säcken voller Gerste. Kaufleute boten wertvollen Schmuck aus Bronze feil, und Schreiber drückten rätselhafte Zeichen in Tontafeln. Der Reisende wird über die Prachtbauten gestaunt haben, deren Netz- und Rautenmuster in der hellen Sonne leuchteten. So etwas hatte er noch nie gesehen. Während die Menschen in Europa noch verstreut in Weilern lebten, begann im Land Sumer zwischen Euphrat und Tigris im 4. Jahrtausend v. Chr. das Zeitalter der Stadtstaaten. Schon zuvor waren große Siedlungen mit mehreren Tausend Frauen und Männern entstanden, wie Çatalhöyük…

Die Geburt der Stadt

Ein Motor unseres Fortschritts

Wie der Mensch zu seinem ersten Schwips kam, weiß niemand so genau. Vielleicht aß er oder sie vergorenes Obst. Oder diese Person labte sich an zu feucht gelagerten, gekeimten – eigentlich „verfaulten“ – Gerstevorräten. Wahrscheinlich war es Zufall. Damals wussten die Menschen noch nichts von alkoholischer Gärung und Wärmezufuhr, von Keimung und Zucker, Bakterien und Hefen. Doch sie erlebten, dass das, was sie da zu sich nahmen, einen angenehm lockeren Zustand hervorrief. Alkohol ist eine der meistproduzierten und meistkonsumierten psychoaktiven Substanzen der Welt. Ein widersprüchliches Getränk. In geringen Mengen fühlen wir uns beim Genuss wohl, in größeren macht es dick und krank. Bier ist meist preisgünstig und so gut wie überall verfügbar. Manche Weinflaschen kosten hingegen mehrere Hunderttausend Euro, und zu manchem exquisiten Menü empfehlen Sommeliers nur das Beste, ob Bier oder…

Ein Motor unseres Fortschritts

Ein Motor unseres Fortschritts

Wie der Mensch zu seinem ersten Schwips kam, weiß niemand so genau. Vielleicht aß er oder sie vergorenes Obst. Oder diese Person labte sich an zu feucht gelagerten, gekeimten – eigentlich „verfaulten“ – Gerstevorräten. Wahrscheinlich war es Zufall. Damals wussten die Menschen noch nichts von alkoholischer Gärung und Wärmezufuhr, von Keimung und Zucker, Bakterien und Hefen. Doch sie erlebten, dass das, was sie da zu sich nahmen, einen angenehm lockeren Zustand hervorrief. Alkohol ist eine der meistproduzierten und meistkonsumierten psychoaktiven Substanzen der Welt. Ein widersprüchliches Getränk. In geringen Mengen fühlen wir uns beim Genuss wohl, in größeren macht es dick und krank. Bier ist meist preisgünstig und so gut wie überall verfügbar. Manche Weinflaschen kosten hingegen mehrere Hunderttausend Euro, und zu manchem exquisiten Menü empfehlen Sommeliers nur das Beste, ob…

Ein Motor

unseres Fortschritts

»Schon frühe Menschen sorgten füreinander«

GEOkompakt: Wann haben Menschen begonnen, sich um ihre kranken Artgenossen zu kümmern? Penny Spikins: Ganz früh. Eines der ersten Beispiele, die wir kennen, ist eine Homo-erectus-Frau, die vor 1,7 Millionen Jahren in Ostafrika lebte. Ihr Skelett haben Paläontologen bereits 1973 am Ufer des Turkana-Sees in Kenia entdeckt. Das heißt, fürsorgliches Verhalten trat nicht erst beim modernen Menschen, dem Homo sapiens, auf, sondern schon bei einem archaischen Vorläufer unserer Spezies, dem Homo erectus? Richtig. Am Oberschenkelknochen der Frau finden sich Hinweise, dass sie zu viel Vitamin A zu sich genommen hat. Womöglich hatte sie zu viel von den vitaminreichen Lebern großer Tiere gegessen. Bei einer solchen Hypervitaminose A verändert sich der Stoffwechsel der Knochen, was starke Schmerzen auslöst. Die Frau konnte sich vermutlich kaum mehr bewegen. Trotzdem lebte sie noch Wochen oder Monate. Jemand…

»Schon frühe Menschen sorgten füreinander«

Der Schritt zur Dichtung

Vielleicht war es wie in der Informationstechnologie heutiger Zeit. Da gab es ein Betriebssystem, das zwar immerzu verbessert wurde – doch dann kamen eines Tages ein paar junge Wilde mit ganz neuen Ideen. Tüftelten, programmierten. Und erfanden eine Benutzeroberfläche, die auch Laien intuitiv handhaben können. So ähnlich stellt sich die Altorientalistin Eva Cancik-Kirschbaum von der Freien Universität Berlin vor, was sich vor rund 4500 Jahren in Mesopotamien ereignete, als im Land Sumer erstmals eine Schrift nach Lauten entstand. Damit wurde es mehr oder weniger möglich, Gesprochenes festzuhalten. Doch das war bereits der zweite Schritt in der frühen Datenverarbeitung, wie Genies sie vor Menschengedenken entwickelten – gewissermaßen die Version 2.0. Version 1.0 ist noch 1000 Jahre älter. Sie stammt aus jener Zeit, als die Bewohner des Landes zwischen Euphrat und Tigris anfingen, Kanäle anzulegen…

Der Schritt zur Dichtung

»Schon frühe Menschen sorgten füreinander«

GEOkompakt: Wann haben Menschen begonnen, sich um ihre kranken Artgenossen zu kümmern? Penny Spikins: Ganz früh. Eines der ersten Beispiele, die wir kennen, ist eine Homo-erectus-Frau, die vor 1,7 Millionen Jahren in Ostafrika lebte. Ihr Skelett haben Paläontologen bereits 1973 am Ufer des Turkana-Sees in Kenia entdeckt. Das heißt, fürsorgliches Verhalten trat nicht erst beim modernen Menschen, dem Homo sapiens, auf, sondern schon bei einem archaischen Vorläufer unserer Spezies, dem Homo erectus? Richtig. Am Oberschenkelknochen der Frau finden sich Hinweise, dass sie zu viel Vitamin A zu sich genommen hat. Womöglich hatte sie zu viel von den vitaminreichen Lebern großer Tiere gegessen. Bei einer solchen Hypervitaminose A verändert sich der Stoffwechsel der Knochen, was starke Schmerzen auslöst. Die Frau konnte sich vermutlich kaum mehr bewegen. Trotzdem lebte sie noch Wochen…

»Schon frühe Menschen sorgten füreinander«

Der Schritt zur Dichtung

Vielleicht war es wie in der Informationstechnologie heutiger Zeit. Da gab es ein Betriebssystem, das zwar immerzu verbessert wurde – doch dann kamen eines Tages ein paar junge Wilde mit ganz neuen Ideen. Tüftelten, programmierten. Und erfanden eine Benutzeroberfläche, die auch Laien intuitiv handhaben können. So ähnlich stellt sich die Altorientalistin Eva Cancik-Kirschbaum von der Freien Universität Berlin vor, was sich vor rund 4500 Jahren in Mesopotamien ereignete, als im Land Sumer erstmals eine Schrift nach Lauten entstand. Damit wurde es mehr oder weniger möglich, Gesprochenes festzuhalten. Doch das war bereits der zweite Schritt in der frühen Datenverarbeitung, wie Genies sie vor Menschengedenken entwickelten – gewissermaßen die Version 2.0. Version 1.0 ist noch 1000 Jahre älter. Sie stammt aus jener Zeit, als die Bewohner des Landes zwischen Euphrat und Tigris…

Der Schritt zur Dichtung

Das Prinzip Macht

Unter sengender Sonne hauen Tausende Arbeiter in den Steinbrüchen des ägyptischen Giseh tonnenschwere Blöcke zurecht, hebeln sie auf Schlitten, ziehen die Last zur Baustelle und schleifen sie gewaltige Rampen empor. Architekten, Astronomen und Mathematiker leiten die Männer an. In vielen Jahren kollektiver Schinderei errichten sie um 2590 v. Chr. einen Koloss von 230 Meter Seitenlänge und fast 147 Meter Höhe: die Cheops-Pyramide. Das gewaltigste Bauwerk der alten Welt. Aufgetürmt von einem Heer der Namenlosen – für einen einzigen Mann, der hier seine letzte Ruhestätte finden soll. Für König Chufu, griechisch Cheops, ihren Pharao. Der Pharao ist einem Gott gleich. Er lebt in unermesslichem Prunk. Von der jährlichen Ernte steht ein Großteil ihm allein zu, und fast nach Belieben gebietet er über Menschen, Handelsgüter, Rohstoffe. Weit unter ihm rangieren eine Elite hoher Beamter,…

Das Prinzip Macht

»Sie wollten wissen, wie es hinter dem Horizont weitergeht«

Vor etwa 200000 Jahren wagte sich Homo sapiens erstmals auf unbekanntes Terrain, ließ seine angestammten Lebensräume in Afrika zurück und breitete sich Richtung Osten aus. Nachkommen besiedelten jene Teile der Erde, die wir heute Indien, Tibet, China, Indonesien nennen. Der moderne Mensch erwies sich dabei als überaus anpassungsfähig. Er fand ein Auskommen in Trockenregionen, in Höhenlagen, in Regenwäldern und Savannen. Spätestens vor etwa 65000 Jahren war er im heutigen Neuguinea angekommen. Bis hierher konnten Migrantinnen und Migranten neue Siedlungsräume weitgehend zu Fuß erobern. Nun aber standen sie vor dem Pazifik, der ein Drittel der Erdoberfläche bedeckt. Verstreut in diesem Riesenmeer: Tausende von Inseln, manche Tausende Kilometer voneinander entfernt. Die herausforderndste Etappe der Eroberung des Planeten lag vor den Ankömmlingen. Wie sie diese heikle Aufgabe bewältigten, erforscht Patrick Kirch, Professor für Anthropologie…

»Sie wollten wissen, wie es hinter dem Horizont weitergeht«

Das Prinzip Macht

Unter sengender Sonne hauen Tausende Arbeiter in den Steinbrüchen des ägyptischen Giseh tonnenschwere Blöcke zurecht, hebeln sie auf Schlitten, ziehen die Last zur Baustelle und schleifen sie gewaltige Rampen empor. Architekten, Astronomen und Mathematiker leiten die Männer an. In vielen Jahren kollektiver Schinderei errichten sie um 2590 v. Chr. einen Koloss von 230 Meter Seitenlänge und fast 147 Meter Höhe: die Cheops-Pyramide. Das gewaltigste Bauwerk der alten Welt. Aufgetürmt von einem Heer der Namenlosen – für einen einzigen Mann, der hier seine letzte Ruhestätte finden soll. Für König Chufu, griechisch Cheops, ihren Pharao. Der Pharao ist einem Gott gleich. Er lebt in unermesslichem Prunk. Von der jährlichen Ernte steht ein Großteil ihm allein zu, und fast nach Belieben gebietet er über Menschen, Handelsgüter, Rohstoffe. Weit unter ihm rangieren eine Elite…

Das Prinzip Macht

Schönheit kommt in die Welt

Die Schnitzereien stifteten Identität und halfen, besser zu kommunizieren Und dann saß eines Tages jemand am wärmenden Lagerfeuer und schnitzte eine Frau. Aus einem Stück Elfenbein vom Stoßzahn eines Mammuts formte er oder sie kräftige Schultern und pralle, aufragende Brüste, unter denen die Hände ruhen. Ein scharfer Stichel aus Feuerstein schälte breite Hüften und einen flachen Hintern heraus, und er ritzte eine riesige Vulva. Zehn seltsame Streifen ziehen sich über den Bauch. Die Beine sind nur angedeutet, und statt des Kopfes gibt es eine Öse; so konnte die Figur wie Schmuck an einer Schnur getragen werden. Gerade mal sechs Zentimeter misst die Skulptur, die Archäologinnen und Archäologen um den Grabungsleiter Nicholas Conard tief im Boden des Hohle Fels, einer Karsthöhle auf der Schwäbischen Alb, in neun Teile zerbrochen bargen. Diese „Venus vom…

Schönheit kommt in die Welt

Die Erfindung der Sprache

Wie genau entwickelte sich das System, das aneinandergereihten Lauten eine Bedeutung gibt? Das Regelwerk, das jeder von uns in seiner Muttersprache mühelos beherrscht? Die wohl wichtigste Kulturtechnik, ohne die unsere Zivilisation nicht denkbar wäre? Generationen von Forscherinnen und Forschern haben sich an diesem Rätsel abgearbeitet. Die Berliner Akademie der Wissenschaften schrieb bereits 1769 einen Preis für die Lösung aus. Die Gelehrten stritten darüber, ob die Sprache menschengemacht oder gottgegeben sei. Im Laufe der Aufklärung intensivierte sich die wissenschaftliche Debatte – seit Ende des 20. Jahrhunderts ist sie mit neuen Erkenntnissen aus der Evolutionsbiologie, Genetik, Kognitionspsychologie und Paläoanthropologie wieder voll im Gange. Mit Gesten kann man sich verständigen, wenn man noch keine gemeinsame Sprache hat Die Wissenschaft nähert sich der Frage, wie der Mensch während seiner Stammesgeschichte vor wohl Hunderttausenden Jahren die Sprache entwickelt…

Die Erfindung der Sprache

»Sie wollten wissen, wie es hinter dem Horizont weitergeht«

Vor etwa 200000 Jahren wagte sich Homo sapiens erstmals auf unbekanntes Terrain, ließ seine angestammten Lebensräume in Afrika zurück und breitete sich Richtung Osten aus. Nachkommen besiedelten jene Teile der Erde, die wir heute Indien, Tibet, China, Indonesien nennen. Der moderne Mensch erwies sich dabei als überaus anpassungsfähig. Er fand ein Auskommen in Trockenregionen, in Höhenlagen, in Regenwäldern und Savannen. Spätestens vor etwa 65000 Jahren war er im heutigen Neuguinea angekommen. Bis hierher konnten Migrantinnen und Migranten neue Siedlungsräume weitgehend zu Fuß erobern. Nun aber standen sie vor dem Pazifik, der ein Drittel der Erdoberfläche bedeckt. Verstreut in diesem Riesenmeer: Tausende von Inseln, manche Tausende Kilometer voneinander entfernt. Die herausforderndste Etappe der Eroberung des Planeten lag vor den Ankömmlingen. Wie sie diese heikle Aufgabe bewältigten, erforscht Patrick Kirch, Professor für…

»Sie wollten wissen, wie es
hinter dem Horizont weitergeht«

Der Zauber des Geldes

Sardis, die Hauptstadt Lydiens, irgendwann im 6. Jahrhundert v. Chr.: Ungestüm geht König Krösus in seinem Palast auf und ab. Wieder hat man ihm von Rangeleien auf den Marktplätzen berichtet. Sein Reich Lydien, das sich über Teile der heutigen Türkei erstreckt, ist ein Knotenpunkt großer Handelswege. Seit Jahrhunderten treffen hier Kaufleute aus allen Himmelsrichtungen zusammen. Bloß: Je mehr kommen, je mehr Waren sie feilbieten, desto komplizierter das Geschäft. Längst zahlen sie mit Edelmetallen – aber jedes Stück muss bemessen, seine Reinheit bestimmt werden. Der Handel ist langwierig. Der König fasst einen Plan. Er lässt reine Gold- und Silbermünzen immer gleicher Güte und immer gleichen Gewichts fertigen. Dazu prägt Krösus die Münzen mit den königlichen Tieren, Löwe und Stier. Er selbst will für die Zuverlässigkeit der neuen Währung bürgen. Und selbst wenn ihm…

Der Zauber des Geldes

Schönheit kommt in die Welt

Die Schnitzereien stifteten Identität und halfen, besser zu kommunizieren Und dann saß eines Tages jemand am wärmenden Lagerfeuer und schnitzte eine Frau. Aus einem Stück Elfenbein vom Stoßzahn eines Mammuts formte er oder sie kräftige Schultern und pralle, aufragende Brüste, unter denen die Hände ruhen. Ein scharfer Stichel aus Feuerstein schälte breite Hüften und einen flachen Hintern heraus, und er ritzte eine riesige Vulva. Zehn seltsame Streifen ziehen sich über den Bauch. Die Beine sind nur angedeutet, und statt des Kopfes gibt es eine Öse; so konnte die Figur wie Schmuck an einer Schnur getragen werden. Gerade mal sechs Zentimeter misst die Skulptur, die Archäologinnen und Archäologen um den Grabungsleiter Nicholas Conard tief im Boden des Hohle Fels, einer Karsthöhle auf der Schwäbischen Alb, in neun Teile zerbrochen bargen. Diese…

Schönheit kommt in die Welt

Die Erfindung der Sprache

Wie genau entwickelte sich das System, das aneinandergereihten Lauten eine Bedeutung gibt? Das Regelwerk, das jeder von uns in seiner Muttersprache mühelos beherrscht? Die wohl wichtigste Kulturtechnik, ohne die unsere Zivilisation nicht denkbar wäre? Generationen von Forscherinnen und Forschern haben sich an diesem Rätsel abgearbeitet. Die Berliner Akademie der Wissenschaften schrieb bereits 1769 einen Preis für die Lösung aus. Die Gelehrten stritten darüber, ob die Sprache menschengemacht oder gottgegeben sei. Im Laufe der Aufklärung intensivierte sich die wissenschaftliche Debatte – seit Ende des 20. Jahrhunderts ist sie mit neuen Erkenntnissen aus der Evolutionsbiologie, Genetik, Kognitionspsychologie und Paläoanthropologie wieder voll im Gange. Mit Gesten kann man sich verständigen, wenn man noch keine gemeinsame Sprache hat Die Wissenschaft nähert sich der Frage, wie der Mensch während seiner Stammesgeschichte vor wohl Hunderttausenden Jahren…

Die Erfindung der Sprache

Als der Krieg kam

Es war ein Sieg der Diplomatie, als mehr als hundert Gesandte von Städten, Fürsten- und Königtümern aus halb Europa am 24. Oktober 1648 in Münster den Westfälischen Frieden unterzeichneten. Endlich war er vorbei, der Dreißigjährige Krieg. Zwischen fünf und acht Millionen Menschen hatten ihr Leben verloren. Weite Teile Mitteleuropas, vor allem Deutschlands und Böhmens, lagen verwüstet. Mehr als die Hälfte der Häuser waren zerstört, überall herrschten Krankheit und Not. Über drei Jahrzehnte hatten europäische Mächte erbittert um die staatliche und religiöse Ordnung im Heiligen Römischen Reich gekämpft. Einen so langen, so grausamen Krieg hatte Europa noch nie erlebt. Doch er war längst nicht die erste gewaltsame Auseinandersetzung, die den Kontinent heimsuchte. Immer ging es um: Macht, Ressourcen, Besitz und Religion. Der Schweizer Ethnologe Jürg Helbling definiert Krieg als „geplante und organisierte bewaffnete…

Als der Krieg kam

MONUMENT für die Ewigkeit

Die Dämmerung brach herein, als die Prozession auf dem Plateau von Giseh ankam. An ihrer Spitze schritt Pharao Cheops. Priester, Adlige, Beamte und Schreiber umgaben ihn. Langsam formte sich der Sternenhimmel über der Wüste. Cheops wendete seinen Blick dem Sternbild Großer Bär zu. So oder so ähnlich könnte jene Schlüsselszene abgelaufen sein, die den Start für den Bau der größten Pyramide am Nil markierte. Sie wurde anhand der Zirkumpolarsterne exakt in Nord-Süd-Richtung positioniert. Für die Ägypter waren diese Himmelskörper Symbole der Unsterblichkeit. Sie sind stets am Himmel der nördlichen Hemisphäre zu sehen, daher nannte man sie „die Unvergänglichen“. Arbeiter schlugen Löcher in den Kalkstein, versenkten Pfosten darin und verbanden sie mit Seilen. Der Pharao selbst führte bald nach dem symbolischen Akt des „Ausnordens“ auch das Ritual der „Seilprüfung“ durch. Am Seilverlauf zwischen…

MONUMENT für die Ewigkeit

Der Zauber des Geldes

Sardis, die Hauptstadt Lydiens, irgendwann im 6. Jahrhundert v. Chr.: Ungestüm geht König Krösus in seinem Palast auf und ab. Wieder hat man ihm von Rangeleien auf den Marktplätzen berichtet. Sein Reich Lydien, das sich über Teile der heutigen Türkei erstreckt, ist ein Knotenpunkt großer Handelswege. Seit Jahrhunderten treffen hier Kaufleute aus allen Himmelsrichtungen zusammen. Bloß: Je mehr kommen, je mehr Waren sie feilbieten, desto komplizierter das Geschäft. Längst zahlen sie mit Edelmetallen – aber jedes Stück muss bemessen, seine Reinheit bestimmt werden. Der Handel ist langwierig. Der König fasst einen Plan. Er lässt reine Gold- und Silbermünzen immer gleicher Güte und immer gleichen Gewichts fertigen. Dazu prägt Krösus die Münzen mit den königlichen Tieren, Löwe und Stier. Er selbst will für die Zuverlässigkeit der neuen Währung bürgen. Und selbst…

Der
Zauber
des
Geldes

Als der Krieg kam

Es war ein Sieg der Diplomatie, als mehr als hundert Gesandte von Städten, Fürsten- und Königtümern aus halb Europa am 24. Oktober 1648 in Münster den Westfälischen Frieden unterzeichneten. Endlich war er vorbei, der Dreißigjährige Krieg. Zwischen fünf und acht Millionen Menschen hatten ihr Leben verloren. Weite Teile Mitteleuropas, vor allem Deutschlands und Böhmens, lagen verwüstet. Mehr als die Hälfte der Häuser waren zerstört, überall herrschten Krankheit und Not. Über drei Jahrzehnte hatten europäische Mächte erbittert um die staatliche und religiöse Ordnung im Heiligen Römischen Reich gekämpft. Einen so langen, so grausamen Krieg hatte Europa noch nie erlebt. Doch er war längst nicht die erste gewaltsame Auseinandersetzung, die den Kontinent heimsuchte. Immer ging es um: Macht, Ressourcen, Besitz und Religion. Der Schweizer Ethnologe Jürg Helbling definiert Krieg als „geplante und…

Als der
Krieg
kam

DAS ENDE EINER GROSSMACHT

Am 4. September 476 endet das Imperium. Und eine Epoche, die Europa prägte wie keine andere. In der Stadt Ravenna verkündet der germanische Offizier Odoaker, dass es im Weströmischen Reich künftig keinen Kaiser mehr geben soll. Er, der die Macht übernommen hat, werde nichts anderes sein als ein rex italiae: der König Italiens. Anderthalb Wochen zuvor haben Odoakers Krieger die Truppen des Kaisers in einer Schlacht bei Ravenna besiegt. Der Germane ist in die Residenzstadt einmarschiert, den Sitz des römischen Kaisers in Norditalien. Er verbannte den Herrscher nach Neapel und schickte die ausgedienten Insignien der Macht – möglicherweise ein Purpurmantel und ein Diadem – dem Oströmischen Kaiser in Konstantinopel. In Italien brauche es keinen „Augustus“ mehr, ließ er ihn wissen. Das Ende der Kaisertradition im Weströmischen Reich gilt heute als Paukenschlag der…

DAS ENDE EINER GROSSMACHT

Ein Mann der Zeit

Das Wunderwerk steht auf seiner eigenen Vitrine im Royal Observatory, auf einem Hügel in Greenwich bei London. Gut einen halben Meter hoch ist es und fast ebenso breit. Vier von Ranken und Engeln eingerahmte Zifferblätter zeigen genau den Tag, die Stunde, Minute und Sekunde an. Ungerührt schwingen oben die beiden mit einer Feder verbundenen Pendel. Man kann sich kaum sattsehen an dieser Präzision. Im Rhythmus der Sekunden drehen sich die großen, die kleinen und winzigen Zahnräder, manche aus Messing, andere aus Holz, und greifen so exakt ineinander, als seien sie mit Computerhilfe gefräst. Dabei sind sie sorgsam von Hand geschnitten, jedes einzelne, vor bald drei Jahrhunderten. Das ist die H-1, mit der man endlich die genaue Position auf dem Meer feststellen sollte. Die erste Seeuhr von John Harrison aus Nordengland. Der Genialität dieses…

Ein Mann der Zeit

MONUMENT für die Ewigkeit

Die Dämmerung brach herein, als die Prozession auf dem Plateau von Giseh ankam. An ihrer Spitze schritt Pharao Cheops. Priester, Adlige, Beamte und Schreiber umgaben ihn. Langsam formte sich der Sternenhimmel über der Wüste. Cheops wendete seinen Blick dem Sternbild Großer Bär zu. So oder so ähnlich könnte jene Schlüsselszene abgelaufen sein, die den Start für den Bau der größten Pyramide am Nil markierte. Sie wurde anhand der Zirkumpolarsterne exakt in Nord-Süd-Richtung positioniert. Für die Ägypter waren diese Himmelskörper Symbole der Unsterblichkeit. Sie sind stets am Himmel der nördlichen Hemisphäre zu sehen, daher nannte man sie „die Unvergänglichen“. Arbeiter schlugen Löcher in den Kalkstein, versenkten Pfosten darin und verbanden sie mit Seilen. Der Pharao selbst führte bald nach dem symbolischen Akt des „Ausnordens“ auch das Ritual der „Seilprüfung“ durch. Am…

MONUMENT für die Ewigkeit

DAS ENDE EINER GROSSMACHT

Am 4. September 476 endet das Imperium. Und eine Epoche, die Europa prägte wie keine andere. In der Stadt Ravenna verkündet der germanische Offizier Odoaker, dass es im Weströmischen Reich künftig keinen Kaiser mehr geben soll. Er, der die Macht übernommen hat, werde nichts anderes sein als ein rex italiae: der König Italiens. Anderthalb Wochen zuvor haben Odoakers Krieger die Truppen des Kaisers in einer Schlacht bei Ravenna besiegt. Der Germane ist in die Residenzstadt einmarschiert, den Sitz des römischen Kaisers in Norditalien. Er verbannte den Herrscher nach Neapel und schickte die ausgedienten Insignien der Macht – möglicherweise ein Purpurmantel und ein Diadem – dem Oströmischen Kaiser in Konstantinopel. In Italien brauche es keinen „Augustus“ mehr, ließ er ihn wissen. Das Ende der Kaisertradition im Weströmischen Reich gilt heute als…

DAS ENDE EINER GROSSMACHT

Zu Ehren der Götter

Suryavarman II. hat einen Wunsch, und er denkt groß. Mitten im Dschungel Südostasiens will der Herrscher des Königreichs Angkor ein Monument seiner Macht bauen lassen: einen riesigen Tempel, imposanter als alles Dagewesene. Es ist ein Vorhaben, das kaum zu verwirklichen scheint. Doch Suryavarman verfügt über viele Ressourcen, denn er regiert ein prosperierendes Reich in der Region des heutigen Kambodscha und gebietet über Millionen Untertanen vom Volk der Khmer. Angkors Wohlstand beruht vor allem auf einem ausgeklügelten, ausgedehnten Bewässerungssystem: Reservoirs und Kanäle machen die Landwirtschaft unabhängig von Regen und Trockenzeiten und ermöglichen bis zu vier Reisernten pro Jahr. Die ertragreiche Landwirtschaft ernährt neben den Bauern zahlreiche Menschen, die anderswo eingesetzt werden können, etwa beim Bau von Palästen. Auf diese Weise wächst die Hauptstadt Angkor stetig und zählt zu Beginn des 12. Jahrhunderts, als…

Zu Ehren der Götter

GEOkompakt Nr. 71 erscheint am 1. Juni 2022

GEO WISSEN GESUNDHEIT Die besten Therapien bei Krebs Fortschritte der Medizin Für viele Menschen ist es noch immer das größte Schreckgespenst: Krebs. Fast jede zweite Frau und jeder zweite Mann ist im Laufe des Lebens von einer Tumorerkrankung betroffen. Doch längst nicht immer ist das ein Todesurteil. Die Medizin hat insbesondere in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, in nicht wenigen Fällen ist dadurch eine Heilung möglich. Darüber berichtet die neue Ausgabe von GEO WISSEN GESUNDHEIT. Und über die Angebote zur Früherkennung sowie die effektivsten Möglichkeiten der Krebsprävention. GEO WISSEN GESUNDHEIT 148 Seiten, 12,50 Euro (mit DVD »Krebs – Herrscher aller Krankheiten« 19,50 Euro). Weitere Themen: Psychoonkologie – was der Seele hilft • Wo finden sich gute Mediziner • Spontanheilung – das seltene Wunder PODCAST Sag mal, du als Biologin Wissen auf die Ohren P.M.-PODCAST »Sag mal, du…

GEOkompakt Nr. 71 erscheint am 1. Juni 2022

Ein Mann der Zeit

Das Wunderwerk steht auf seiner eigenen Vitrine im Royal Observatory, auf einem Hügel in Greenwich bei London. Gut einen halben Meter hoch ist es und fast ebenso breit. Vier von Ranken und Engeln eingerahmte Zifferblätter zeigen genau den Tag, die Stunde, Minute und Sekunde an. Ungerührt schwingen oben die beiden mit einer Feder verbundenen Pendel. Man kann sich kaum sattsehen an dieser Präzision. Im Rhythmus der Sekunden drehen sich die großen, die kleinen und winzigen Zahnräder, manche aus Messing, andere aus Holz, und greifen so exakt ineinander, als seien sie mit Computerhilfe gefräst. Dabei sind sie sorgsam von Hand geschnitten, jedes einzelne, vor bald drei Jahrhunderten. Das ist die H-1, mit der man endlich die genaue Position auf dem Meer feststellen sollte. Die erste Seeuhr von John Harrison aus Nordengland.…

Ein
Mann

der
Zeit

Zu Ehren der Götter

Suryavarman II. hat einen Wunsch, und er denkt groß. Mitten im Dschungel Südostasiens will der Herrscher des Königreichs Angkor ein Monument seiner Macht bauen lassen: einen riesigen Tempel, imposanter als alles Dagewesene. Es ist ein Vorhaben, das kaum zu verwirklichen scheint. Doch Suryavarman verfügt über viele Ressourcen, denn er regiert ein prosperierendes Reich in der Region des heutigen Kambodscha und gebietet über Millionen Untertanen vom Volk der Khmer. Angkors Wohlstand beruht vor allem auf einem ausgeklügelten, ausgedehnten Bewässerungssystem: Reservoirs und Kanäle machen die Landwirtschaft unabhängig von Regen und Trockenzeiten und ermöglichen bis zu vier Reisernten pro Jahr. Die ertragreiche Landwirtschaft ernährt neben den Bauern zahlreiche Menschen, die anderswo eingesetzt werden können, etwa beim Bau von Palästen. Auf diese Weise wächst die Hauptstadt Angkor stetig und zählt zu Beginn des 12.…

Zu Ehren der Götter

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GEO WISSEN GESUNDHEIT Die besten Therapien bei Krebs Fortschritte der Medizin Für viele Menschen ist es noch immer das größte Schreckgespenst: Krebs. Fast jede zweite Frau und jeder zweite Mann ist im Laufe des Lebens von einer Tumorerkrankung betroffen. Doch längst nicht immer ist das ein Todesurteil. Die Medizin hat insbesondere in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, in nicht wenigen Fällen ist dadurch eine Heilung möglich. Darüber berichtet die neue Ausgabe von GEO WISSEN GESUNDHEIT. Und über die Angebote zur Früherkennung sowie die effektivsten Möglichkeiten der Krebsprävention. GEO WISSEN GESUNDHEIT 148 Seiten, 12,50 Euro (mit DVD »Krebs – Herrscher aller Krankheiten« 19,50 Euro). Weitere Themen: Psychoonkologie – was der Seele hilft • Wo finden sich gute Mediziner • Spontanheilung – das seltene Wunder PODCAST Sag mal, du als Biologin…

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